Kampf um das Schützenfest an beiden Pfingsttagen

Aus „Schützen feiern Feste“ (Verlagsbeilage Tageblatt Ochtrup Mai 1984 )

Der Schützenverein „Alt und Jung der Stadt Ochtrup e.V.“ ist am 30. April 1922 aus dem Zusammenschluss des „Allgemeinen Bürgerschützenvereines“ und des „Junggesellen-Schützenvereins“ hervorgegangen. Der Ursprung des „Allgemeinen Schützenvereines“ kann aufgrund vorliegender Schriftstücke nachweislich bis in das Jahr 1880 zurückverfolgt werden, während die Chronik den „Junggesellen-Schützenverein“ im Jahre 1910 erstmalig benennt.

Unabhängig hiervon reicht nach Überlieferung der Ursprung des „Allgemeinen Schützenvereines“ sicherlich bis in das 16. Jahrhundert zurück, waren doch im Zusammenhang mit dem seinerzeitigen Festungsbau in den Jahren 1593/94 die Festungsbewohner abwechselnd mit den Anwohnern von „Horst und Wall“ gehalten, auf den Wällen Wache zu halten.

Die Anzahl der Schützenfeste stieg zu Beginn des 19. Jahrhunderts ständig, so daß der Vorstand des „Allgemeinen Bürgerschützenvereins“ mit Schreiben vom 3. Juli 1897 ein Gesuch an die Königliche Regierung zu Münster richtet, bei einem zweitägigen Fest die Feierlichkeiten bis morgens 2 Uhr zu gestatten unter der Voraussetzung, daß auf die vielen kleineren Schützenfeste verzichtet und stattdessen etwa im Abstand von zwei bis drei Jahren ein allgemeines Schützenfest gefeiert wird.

Der Vereinsgeschichte ist zu entnehmen, daß es hinsichtlich der Abhaltung des Schützenfestes an den Pfingsttagen mit dem damaligen Amt Ochtrup Schwierigkeiten gegeben hat. So war erst im Jahre 1913 der damalige Amtmann Wibberich nach Erteilung der Sondergenehmigung durch das damalige Königliche Landratsamt des Kreises Steinfurt bereit, seine zunächst verweigerte Genehmigung zu widerrufen. Diese war vom Amtmann damit begründet worden, daß „frühere vor Ort ergangene Verfügungen dem entgegenstehen, die bestimmen, dass die begehrte Erlaubnis zu einer zweitägigen Festfeier nur dann erteilt werden soll, wenn sämtliche hier bestehende Schützengesellschaften ihr Fest an demselben Tage feiern.“

Allerdings durften sich diese genehmigten Festlichkeiten an beiden Pfingsttagen nicht über 24 Uhr erstrecken.

Der „Allgemeine Bürgerschützenverein“ gab sich am 7. Juli 1903 seine ersten, heute in der Chronik erfaßten Statuten. Der Auflage mit den übrigen örtlichen Schützenverei­nen gemeinsam ein zweitägiges Fest zu feiern, wurde bis zum Jahre 1909 nachgekommen. Am 13. April 1909 sprach sich die Versammlung des „Allgemeinen Bürgerschützenvereines“ in einem generellen Beschluß dafür aus, alljährlich ein Schützenfest zu feiern. Dieser Antrag wurde jedoch aufgrund vorliegender Grundsatzbeschlüsse durch den Amtmann abschlägig beschieden.

Gefeiert wurde zu dieser Zeit in der Gaststätte der Witwe Schepers an der Bentheimer Straße, nach dem Zusammenschluß beider Vereine zum Schützenverein „Alt und Jung der Stadt Ochtrup“ in den Räumlichkeiten des Wirtes Laink, Bergstraße. Später bei den Schützenbrüdern Heinrich Viefhues im Saale Fischer-Viefhues und Hermann Hemsing (Jugendheim). Ab dem Jahre 1976 bis zum heutigen Tage finden diese im Festzelt auf dem Marktplatz statt.

Die Fahne des Schützenvereins Alt und Jung.

Der erste Weltkrieg unterbrach das Vereinsleben. Erst im Jahre 1922 fand die Feier eines Schützenfestes statt. König wurde Josef Post, der sich Elisabeth Ruhwinkel, Dränke, zu seiner Königin erkor. Anläßlich des Schützenfestes am Pfingstmontag 1925 konnte die Weihe einer neuen Fahne vorgenommen werden. Die Anschaffung einer neuen Fahne war notwendig geworden, weil die aus dem Jahr 1789 stammende alte Fahne geschont werden sollte.

Diese alte Fahne, die zwischenzeitlich verschollen war, wurde nunmehr im Jahre 1982 wieder aufgefunden und mit finanzieller Unterstützung des Westf. Museumsamtes beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster durch die Werkstatt Worch, Münster-Wolbeck, restauriert. Dank dem Entgegenkommen der Stadt Ochtrup wird diese Fahne zum Schützenfest 1984 den ihr gebührenden Platz im Foyer der „Villa Winkel“ finden, wo sie für die Gesamtbevölkerung Ochtrups in einem Fahnenschrank präsentiert wird.

Die jetzige Fahne des Schüt­zenvereins „Alt und Jung“ wurde im Jahre 1982 durch die Ordensschwestern des Klosters Varensell hergestellt und anläßlich des Schützenfestes 1982 in der St. Lamberti­Pfarrkirche feierlich geweiht. Am 25. Juli 1928 wurde dem Schützenverein „Alt und Jung“ gemeinsam mit dem Schützenverein „Horst und Wall“ als den „älteren Schützenvereinen“ vom Amt Ochtrup das Vorrecht eingeräumt, Pfingsten sein Schützenfest feiern zu dürfen.

Der Schützenverein „Alt und Jung“ musste sich auf Betreiben der damaligen Machthaber im Jahre 1934 mit den anderen Vereinen zur „Allgemeinen Schützengilde“ zusammenschließen. Da jedoch entgegen deren Bestrebungen die Schützenvereine an ihrer alten Tradition festhielten und dieser neuen „Allgemeinen Schützengilde“ wenig Verständnis entgegenbrachten, wurde diese nach einem zweimaligen gemeinsamen Schützenfest im Jahre 1934 bereits im Jahre 1937 wieder aufgelöst. Im Jahre 1938 feierte der Schützenverein „Alt und Jung“ wieder sein eigenes Schützenfest.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges feierte der Schüt­zenverein „Alt und Jung“ im Jahre 1950 wieder sein erstes Schützenfest, in dessen Verlauf Hermann Schmale die Königswürde errang. Am 23. April 1962 wurde nach einigen Änderungen der Vereinsstatuten beschlossen, die Eintragung in das Vereins­register beim zuständigen Amtsgericht Burgsteinfurt, zu beantragen. In der Mitgliederversammlung am 19. April 1976 wurde eine neue Satzung einstimmig beschlossen.

Eine nachhaltige Spendenbeteiligung des Schützenvereines konnte anläßlich der Einweihung des Ehrenmals auf dem Friedhof an der Hellstiege sowie anläßlich der Versetzung des Kriegerehrenmals 1914/18 vom Ehrenfriedhof in den Fußgängerbereich Weiner-/Bahnhofstraße verzeichnet werden.

Vom „Allgemeinen Bürgerschützen- und Junggesellenschützenverein“ bis zum heutigen Schützenverein „Alt und Jung der Stadt Ochtrup e.V.“ ist es stets oberste Richtschnur der Mitglieder, um die Pflege des Brauchtums be­müht zu bleiben. Hierzu gehören nach dem gemeinsamen Kirchgang der „Große Zapfenstreich“ mit dem sich an­schließenden Kommers auf dem FestzeIt am Vorabend des ersten Pfingsttages wie auch die Polonaise über die Wallanlagen, die Wartung des vereinseigenen Schellenbaumes, der Fahnenschmuck im Stadtgebiet und die Kinderbelustigung am Pfingstdienstag.

Hierbei haben sich eine große Anzahl Schützenbrüder in den vergangenen Jahren bleibende Verdienste erworben. Seit Bestand des Kinderkarnevals ist es auch das Bemühen von „Alt und Jung“ durch die Gestellung eines Märchenmotiv-Festwagens zum Gelingen dieses über die Grenzen Ochtrups mittlerweile bekannt gewordenen Volksfestes beizutragen.

Neben den in der Chronik des Schützenvereines fest ge­haltenen Bemühungen und Einsätze der jeweiligen Könige und Vorstände, deren Aufzählung sicherlich den Rahmen dieses Berichtes sprengen würde, haben es nicht zuletzt auch der amtierende König Ewald Tombült, der scheidende Oberst Hubert Hewing, der Fest- und der aktive Vorstand unter seinem unermüdlichen Vorsitzenden Heinrich Ehling verstanden, die Schützenbrüder als eine große Gemeinschaft zu betrachten, in der seit „Väter Zeiten“ es „Alt und Jung“ als oberstes Gebot betrachtet, der Tradition verpflichtet zu bleiben und sie ihren Nachfolgern als wertvolles und unantastbares Erbe mit auf den Weg zu geben.

Königspaar Ewald Tombült und Ehefrau Elisabeth mit den
Königsoffizieren Bernd Kramer und Klaus Tömmers
sowie deren Ehefrauen.

Festfolge 1984

8. Juni
  • 18 Uhr Maibuchenholen vom Hofe Schwartbeck
9. Juni
  • 10.30 Uhr Ständchen­bringen
  • 18 Uhr Antreten auf dem Marktplatz, Gefallenen­ehrung auf dem Ehrenhain Hellstiege
  • 19 Uhr Festgottesdienst, anschließend Großer Zapfenstreich am Denkmal auf der Weinerstraße, danach Festkommers
10. Juni
  • 14 Uhr Antreten zum Vogelschießen, Komman­doübergabe auf der Weiner­straße
  • 15 Uhr Vogelschießen und Konzert im Stadtpark
  • 20 Uhr Königsball
11. Juni
  • 10.30 – 12.30 Uhr Frühschoppenkonzert auf dem Westwall
  • 19.30 Uhr Königsball
  • 20 Uhr Polonaise über die Wälle
12. Juni
  • 10.30 Uhr Antreten zum Ausflug nach Uphoff mit Kinderbelustigung

Großer Zapfenstreich - historische Entwicklung und Bedeutung

Artikel von KHG

Es ist seit langem Tradition am Samstag unseres Schützenfestes den Kommersabend durch einen Großen Zapfenstreich feierlich zu eröffnen. Auch andere Vereine veranstalten zu ihren Festen einen Zapfenstreich, ebenso zu vielen militärischen und nationalen Gelegenheiten wird er gespielt. Viele sind sich jedoch der Bedeutung und des Hintergrundes nicht bewusst, die diese Zeremonie inne hat, darum wollen wir ihn hier einmal näher erläutern.

Wie viele wissen ist der Große Zapfenstreich eigentlich ein militärisches Ereignis, das bei den deutschen Streitkräften seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausschließlich bei wichtigen, offiziellen Anlässen durchgeführt wird. Nach den Dienstvorschriften der Bundeswehr soll er den Zusammenhalt der Streitkräfte festigen und die Verbundenheit von Truppe und Bevölkerung stärken.

 

Ein Sprichwort unseres Vereins lautet: „Der einsamste Ort der Welt ist die Mitte des Feuerwehrplatzes beim Zapfenstreich.“

Dort gibt der Hauptmann (alleine, frei stehend) die Kommandos

Das heute übliche Zeremoniell legte 1838 Friedrich Wilhelm Wieprecht fest, der Wegbereiter deutscher Blas- und Militärmusik.

Als unverzichtbare Bestandteile des Großen Zapfenstreiches seien hier aufgeführt:

  • · Einzug der Ehrenformation
  • Serenade
  • Locken zum Großen Zapfenstreich
  • 1., 2. und 3. Kavallerie-Posten
  • Gebet
  • Abschlagen nach dem Gebet
  • Ruf nach dem Gebet
  • Nationalhymne
  • Abmarsch der Formation mit dem Zapfenstreichmarsch

Die einzelnen Abschnitte sollen nun in chronologischer Reihenfolge erklärt werden.

Der zum Einmarsch der als Ehrenformation fungierenden Fackelträgern gespielte Yorck`sche Marsch von Ludwig van Beethoven erinnert an Graf Yorck von Wartenburg. Dieser schloss ohne Ermächtigung des preußischen Königs im Dezember 1812 mit Russland die Konvention von Tauroggen, erklärte sich mit seinem Corps so neutral und initiierte dadurch die Befreiungskriege gegen Napoleon.

Die auf den Einzugsmarsch folgende Serenade ist eine freie Folge von Musikstücken. Hier kann zum Beispiel auf die jeweilige Region oder Landsmannschaft eingegangen werden.

Der eigentliche Zapfenstreich beginnt mit dem Kommando: „Ehrenformation – stillgestanden. Großer Zapfenstreich“.

Er geht auf eine Tradition des 17. Jahrhunderts zurück, nach der abends, gegen 22 Uhr, in großen Feldlagern der Landsknechte der aufsichtsführende Regimentsprofoß (etwa: Gerichtsoffizier), später die Hauptleute und die Feldwebel, begleitet von einem Pfeifer und einem Trommler, dem sogenannten „Spil“, mit seinem Stab gegen den Zapfen eines Fasses (Wein-, Bier- oder Schnapsfässer) geschlagen hat. Dies war das Zeichen, das Zechen und Würfelspielen einzustellen und beendeten also das Trinkgelage der Krieger und forderten sie zum Schlafen auf. Der im anglo-amerikanischen Sprachraum verwendete Ausdruck „Tattoo“ für Zapfenstreich geht auf einen entsprechenden Brauch zurück (von hollandisch „Tap-to“, also Zapfen zumachen).

Von diesem Zeitpunkt an durften Wirte keine Getränke mehr ausgeben, die Landsknechte hatten sich in ihre Zelte zu begeben und Ruhe zu halten. Zuwiderhandlungen gegen dieses Gebot wurden hart bestraft.

Von dem Stabstreich gegen den Zapfen übertrug sich der Begriff „Zapfenstreich“ auf das begleitende Signal des Spils, das bei Fußtruppen von Spielleuten getrommelt und bei Reitern von Trompetern geblasen wurde.

So hatte ursprünglich jede Waffengattung ihr eigenes Zapfenstreichsignal. Waren mehrere unterschiedliche Regimenter in großen Feldlagern versammelt, so wurden die verschiedenen Signale nacheinander geschlagen beziehungsweise geblasen. In späteren Zeiten wurden die Soldaten durch das Vortragen dieser Signale abends in die Kasernen zurückbefohlen, gleichsam gelockt. Daran erinnern heute noch das „Locken“ der Spielleute mit Trommel und Pfeife und die sogenannten „Kavallerie-Posten“ der Trompeter.

Der Große Zapfenstreich in seiner heutigen Form mit Gebet geht auf einen Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. zurück, der am Abend nach der Schlacht von Groß Görschen im Mai 1813 vom Zapfenstreich der verbündeten russischen Truppen mit gesungenem Vaterunser so beeindruckt war, dass er ihn wenig später in seine Armee übernahm. Welcher Choral zur Zeit der Übernahme der Zeremonie gespielt wurde ist nicht bekannt, doch wurde später Gerhard Tersteegens „Ich bete an die Macht der Liebe“ unterlegt.

Danach wiederholen sich das „Locken“ und die „Kavallerie-Posten“ im „Ruf nach dem Gebet“ der Spielleute und im „Abschlagen nach dem Gebet“ des Musikzuges.

Das Deutschlandlied als Nationalhymne wurde ab 1925 fester Bestandteil des Großen Zapfenstreiches, nachdem man bis 1918 in Anwesenheit des Kaisers „Heil Dir im Siegerkranz“ gespielt hatte.

Der Abmarsch der Ehrenformation erfolgt unter den Klängen des sogenannten Zapfenstreichmarsches.

Der große Zapfenstreich, wie er etwa zur Zeit des Alten Fritz entstand, war immer ein Festakt. Er hatte sich von dem Zapfenabhauen zu einer Feierlichkeit entwickelt, die u.a. den Spielleuten der beteiligten Einheiten die Gelegenheit gaben, zu zeigen, was in ihnen steckt.

Heute ist der Große Zapfenstreich im militärischen Bereich immer wieder ein Höhepunkt im Soldatenleben. Er findet bei Gelöbnissen, Ehrungen und Verabschiedungen sowie bei Jubiläen statt.

Wir hoffen dem Interessierten mit dieser Abhandlung einmal eine außergewöhnliche Information in die Hand gegeben zu haben zu einem Thema, über das normaler Weise wenig bekannt ist.

Pfarre Ochtrup wird 1203 zum ersten Mal erwähnt

(Artikel aus dem Sonderdruck 125 Jahre Pfarrkirche Sankt Lamberti in Ochtrup des Tageblatt Steinfurt)

Im Zuge der kirchlichen Verwaltungsreformen, die der erste Bischof im Münsterland traf und durch die er die fünf alt-sächsischen Gaue in 40 Pfarrbezirke aufteilte, entstand mit der Errichtung der ersten Ochtruper Kirche auch das Pfarrgebiet oder das Kirchspiel „Uhtepe“.

Das Schicksal der Deportation in das Frankenland scheint auch den Besitzer des Ochtruper Haupthofes (Pröpstinghof) getroffen zu haben. Dies lässt sich daraus schließen, dass der Pröpstinghof Eigentum der Bischöfe von Münster war. Von hier aus überwiesen die Bischöfe Friedrich 1. (1063 bis 1084), Erpho (1084 bis 1097) und Burchard (1097 bis 1118) verschiedene Renten an das Kloster St. Mauritz bei Münster, wie 20 Schillinge, 1 Malter Malz, 1 Schwein, 1 Scheffel Weizen, 8 Stück Käse und 8 Denare. Zudem hat dem Bischof von Münster von jeher das Verleihungsrecht zu der Pfarrstelle von Ochtrup zugestanden.

Im Laufe des 12. oder 13. Jahrhunderts ging der Hof in das Eigentum des Stifts St. Mauritz über, welches bisher nur die vorgenannten Einkünfte von dem Hof hatte. Von dem Umstand, dass nun der Probst von St. Mauritz die Einkünfte bezog, rührt auch der Name Pröpstinghof her, während der ursprüngliche Name Ochtepe auf die Pfarrei und das Dorf überging.

Urkundlich wird die Pfarre Ochtrup erstmals im Jahre 1203 erwähnt. Damals übertrug der Bischof Herimann II. (1174 bis 1203) das Archidiakonat über die Pfarrstellen von Ochtrup und Wettringen dem Kloster zu Langenhorst.

Der Abtissin von Langenhorst beziehungsweise ihrem Stellvertreter, dem Dechant von Langenhorst stand das Recht der Investitur und der Visitation zu, das heißt: Sie setzte die Pfarrer ein, sie kontrollierte jährlich die Kirchenrechnungen. Alle Beschlüsse der Kirchengemeinde bedurften ihrer Genehmigung. Auch die Amtsführung und den Lebenswandel der Priester ihres Archidiakonates hatte sie zu überwachen.

Patron der Ochtruper Kirche war von je er der Heilige Lambertus. Ob Reliquien von ihm nach Ochtrup gelangt sind, lässt sich nicht belegen, ist aber als wahrscheinlich anzusehen, da sich so die Wahl des Pfarrpatrons erklären lässt. Am ehesten dürfte dies unter Bischof Erpho (1084 bis 1097) möglich gewesen sein. Sein Bruder war Bischof in Lüttich, wo im Dom die Gebeine des Hl. Lambertus liegen. Der Lütticher Bischof assistierte seinem Bruder bei der Einweihung des nach dem Brande von 1071 wieder aufgebauten Domes. Möglicherweise hat er damals Partikel vom Hl. Lambertus mitgebracht.

Die Grenzen der Pfarrei Ochtrup sind im wesentlichen immer die gleichen gewesen wie sie bis vor der Ausgliederung der Tochterpfarrei St. Marien bestanden haben. Doch war die Gemeinde erst sehr spärlich bevölkert. Im Jahre 1498 wird die Zahl der Kommunikanten mit 441 angegeben. Epe hatte damals 480, Wettringen 298, Welbergen 162 und Langenhorst 48. Das lässt für Ochtrup auf eine Einwohnerzahl von 700 bis 800 schließen. Bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts stieg die Zahl auf etwa das Doppelte, denn der Ochtruper Pastor Johannes Biefang gab auf einer Konferenz 1616 in Langenhorst die Zahl der Kommunikanten mit 1000 an, was einer Einwohnerzahl von 1500 entsprechen mochte.

Das Ende des 16. Jahrhunderts brachte für Ochtrup schwere Jahre. Der spanisch-niederländische Krieg um die Loslösung der niederländischen Provinzen von der spanischen Krone hatte viele spanische Kriegerscharen ins Land geholt, die sich in keiner Weise um die Neutralität des Bistums Münster kümmerten. Sie zogen plündernd und brandschatzend umher. Am 9. Januar 1595 kamen sie auch nach Ochtrup. Sie plünderten und raubten, was ihnen wert erschien. Den Hausleuten nahmen sie das beste Vieh weg und schlachteten es und was sie nicht sofort verzehrten, salzten sie ein und nahmen es mit, als sie wieder abzogen. Auch die Kirche plünderten sie. Der Schaden wurde auf 2000 Taler geschätzt. Um Johanni des gleichen Jahres kamen die Spanier erneut und nahmen mit, was sie beim ersten Mal verschont hatten.

Diese wiederholten feindlichen Überfälle brachten die Ochtruper auf den Gedanken, sich durch Wall und Graben zu schützen. Nachdem nach vielen vergeblichen Bittgesuchen der Fürstbischof von Münster seine Zustimmung gegeben hatte und unter anderem von Johann von Billerbeck Grund und Boden käuflich erworben worden war, wurde 1595 und in den folgenden Jahren der Ort befestigt. Seitdem wurde Ochtrup sowohl Festung als auch Wigbold und Stadt genannt.

Schon 1598 kamen die Spanier erneut in großer Zahl und nahmen die Stadt ein. Sie zwangen die Ochtruper, eine große Anzahl von Kriegsknechten den ganzen Winter über bis Ostern mit allem Nötigen zu versorgen. Zu allem Unglück brach 1598 infolge Mißernte eine Hungersnot aus, wie man sie seit Menschengedenken nicht mehr erlebt hatte. Der Schaden, den die Spanier diesmal anrichteten, wurde auf 8000 Taler geschätzt.

Die Not und die Bedrückung erfüllte die Ochtruper mit Ingrimm, und ohnmächtigem Hass. Eine Sage erzählt, dass 1598 in einer Schänke auf der Weinerstraße zwanzig spanische Söldner, als sie volltrunken auf dem Stroh lagen, von zwei Bürgern mit einem langen Wiesbaum, den sie der Reihe auf die Kehlen gedrückt hatten, festgehalten und vom Ochtruper Schmied erschlagen worden seien (nach Hermann Reckels).

Schon ein Jahr später brach neues Unglück über die Gemeinde herein. Dies legte die neuerstandene Festung in Schutt und Asche und vernichtete das Letzte, was den Leuten geblieben war.

Durch Blitzschlag kam „Dückers Haus außer der Stadt“ in Brand. Dieser griff schnell um sich. 53 Häuser und die Kirche wurden fast ganz vernichtet. Die Glut war so groß, dass selbst die Glocken schmolzen. Das Kirchendach, mit Blei gedeckt, zerschmolz vollständig. So war aus dem aufstrebenden Ort durch die Naturkatastrophe ein Trümmerhaufen geworden, aus dem die Bewohner kaum das nackte Leben hatten retten können. Die Not war unvorstellbar groß. In weiten Teilen des Münsterlandes und im benachbarten Bentheimischen erfolgte darum eine Sammlung für die schwer heimgesuchte Bevölkerung der Stadt.

Der bald darauf folgende Dreißigjährige Krieg brachte weitere Drangsale. Mehrfach wurden die Grenzorte durch die Landsknechte beider Parteien geplündert und gebrandschatzt. Was nur immer zu erhaschen war, wurde geraubt. Nachdem sie Kisten und Kasten zerbrochen und alles verdorben hatten, was sie nicht mitnehmen konnten, zogen sie weiter. Seit Dezember 1622 lag in Ochtrup eine 500 Mann starke Kompanie unter Kapitän Plettenberg. Doch auch diese Streitmacht war nicht imstande, feindliche Übergriffe und Einfälle zu verhindern. So blieb denn auch die Furcht vor weiteren Drangsalen in der Bevölkerung bestehen, die durch das Benehmen der befreundeten Söldner eher noch verstärkt wurde, denn diese waren nicht viel besser als die gegnerischen.

Der Krieg, den Fürstbischof Bernhard von Galen gegen die Holländer führte, brachte für die Grenzstädte wie Ochtrup neue Drangsale mit sich. Ochtrup wurde besonders hart mitgenommen, da es wiederholt der Sammelpunkt war, von wo aus die Heere ihre Feldzüge antraten. So brach im September vom großen Esch (Niederesch) ein Heer von 42000 Mann auf, welches in Holland einrückte, Borkeloe und Oldenzaal eroberte, Enschede plünderte und Losser in Asche legte.

Im Januar des nächsten Jahres brachen in Ochtrup 10000 Mann auf, um das erste Heer zu unterstützen. Allein durch das unbeständige und nasse Wetter konnten sie nichts ausrichten. Die Truppen gingen zum größten Teil zu Grunde, denn unter den Soldaten brach die Pest aus. Dieselbe wurde auch nach Ochtrup verbreitet, als Oberst Wallpohl mit dem Rest seiner Truppe hier ein Nachtquartier aufschlug.

Zu ihrem Glück waren die Ochtruper beim Anrücken der Soldaten geflüchtet, so dass sie das Schlimmste von sich abwehren konnten. Von dieser Folge von Unglücksfällen scheint sich die Gemeinde durch eine Reihe von guten und ruhigen Jahren ziemlich schnel1 erholt zu haben. Das lassen die Anschaffungen vermuten, die Pfarrer Joachim Zurhorst (1685 bis 1704) durch Spenden tätigen konnte

Von der ersten Siedlung zum Dorf

(Artikel von Anita Bender)

Die Entstehung von Ochtrup reicht weit in die Vergangenheit zurück. Steinzeitliche Bodenfunde bezeugen, dass die ersten Menschen sich in der Gegend (Westerbauernschaft und Welbergen) von Ochtrup ansiedelten. Weitere Zeugen dieser Zeit sind bis zum heutigen Tag erhalten geblieben:

Steingräber wie man sie übers ganze Münsterland verstreut finden kann. Diese ersten Siedler können als Urochtuper bezeichnet werden. Es war zur Zeit 3000 bis 1000 vor Christus. Während dieser Zeit siedelten hier indogermanische Stämme, die uns ebenfalls stille Zeugen der Vergangenheit hinterlassen haben, natürlich in Form von Gräbern. Zu dieser Zeit verbrannte man die Toten und legte Urnenfriedhöfe an, so wie man sie noch heute in der Gegend um Ochtrup, in der Westerbauernschaft, Weinerbauernschaft und in Welbergen (Wallerbült) – finden kann.

Diese Art der Bestattung pflegte man bis ins vierte bis fünfte Jahrhundert nach Christus. Urnen mit Beigefäßen aus dieser Zeit, aufbewahrt im Magazinraum des Töpfereimuseums, bezeugen die Ansiedlungen. Anschließend siedelten in unserer Umgebung germanische Stämme. Zur Zeit des Augustus waren es im Münsterland die Brukterer, die schließlich von den Sachsen verdrängt wurden. Mit Karl dem Großen kam die Christianisierung und von diesem Zeitpunkt an ging es mit der Entwicklung von Ochtrup steil bergauf.

Ochtrup bekam seine erste Kirche, einen Holzbau, welcher im 13. Jahrhundert durch einen Steinbau ersetzt wurde. Um die neu errichtete Kirche entwickelte sich reges Leben. Die Kirche war Mittelpunkt Die ersten Händler siedelten in der Nähe der Kirche, allen voran die Töpfer, bevorteilt durch die reichen Tonvorkommen in der Brechte. Diese Ereignisse brachten Ochtrups Entwicklung unaufhaltsam voran. 

Stadtrat beeinflusste die Auswahl der Offiziere

(Artikel von Anita Bender)

Alte Stadtrechnungen verraten oftmals in Eintragungen über die Stärke der Schützengesellschaften. Auf 80 bis hundert Mann einschließlich Knechte musste die aktive Mannschaft gehalten werden. Bei solchen Zuwendungen wahrte der Stadtrat verständlicherweise seinen Einfluss. Er führte Oberaufsicht über die Schützengesellschaft und erließ oder bestätigte die Schützenordnung. Bei der Wahl der Offiziere behielt der Rat sich das Mitbestimmungsrecht vor. Offiziere waren oftmals städtische Beamte beziehungsweise Angestellte.

Nach Statuten von 1729 musste jeder Ratsherr zuerst Mitglied der „alten Schützen“ werden. Der Rat überwachte auch die Auswahl der Schützen aus der Bürgerschaft. Schütze sein war eine Ehre. Nur untadelige Männer, die anderen ein Vorbild sein konnten, wurden zugelassen.

Zusammengefasst waren die Schützen eine Kerntruppe zur militärischen Verteidigung der Heimat, ein Instrument der Stadtverwaltungen und der Landesherren zur Wahrung von Recht und Ordnung und vielseitiger Diener des Gemeindewohls.

Erst bei Beginn des 19. Jahrhunderts haben sie im Zuge der Neuordnung des gesamten öffentlichen Lebens diese Rolle nach und nach verloren. Seitdem stehen in ihren „Ordnungen“ nicht mehr die Aufgaben des praktischen allgemeinen Heimatschutzes im Vordergrund, sondern „Eintracht und Gemeinsinn,  Bürgertreue und Heimatliebe“ als Ideale. Dennoch genossen die Schützenvereinigungen nach wie vor höchster Wertschätzung.

Schon in früher Zeit ergab sich auf ganz natürliche Weise eine Trennung von alten und jungen Schützen. Die vom Rate vorgeschriebene feste Anzahl von Mitgliedern wurde konstant gehalten. Die beim Ausscheiden der Alten entstehenden Lücken wurden sogleich wieder von ausgebildeten jungen Leuten gefüllt. Man verfügte über eine Reserve junger Burschen, die an sonntäglichen Waffenübungen teilnahmen.

Die ältesten Nachrichten über eine Trennung von alten und jungen Schützen stammen aus der Zeit, als bei der Bürgerwehr die Büchse und das Feuerrohr die alte Armbrust immer mehr verdrängten. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts schied sie als Kriegswaffe aus, wenn sie auch beim Schießsport und Schützenfest nach wie vor in Ehren gehalten wurde. Die Jungmannen entschieden sich am schnellsten für die moderne Waffe. So treten uns die Alten oder Armbrüstschützen als die „olden Schütten“ oder die Jungen als „Bussenschütten“ entgegen.

Als Kleinod haben die Alten den üblichen silbernen Vogel, die Jungen ein Feuerrohr an ihrer Kette. Erst später wurden beide Bruderschaften vereinigt und ihre Ketten zusammengefügt. In Burgsteinfurt wurden die olden und jungen Schütten 1539 noch benannt. Mitglied der „alten Schützen“ konnte nur werden, wer vorher den jungen angehört hatte. Auch auf dem Lande feierten die „Söhne und Junggesellen“ ihr eigenes Schützenfest (In Borghorst mit 1601). Die Entstehung der „Allgemeinen Bürgerschützenvereine“ um 1825 haben die Zusammenfassung herbeigeführt.

Bauern suchten Schutz in Schützenvereinen

Im Freiheitskrieg nahm die Bedeutung enorm zu

Alte Stadtrechnungen verraten oftmals in Eintragungen über die Stärke der Schützengesellschaften. Auf 80 bis hundert Mann einschließlich Knechte musste die aktive Mannschaft gehalten werden. Bei solchen Zuwendungen wahrte der Stadtrat verständlicherweise seinen Einfluss. Er führte Oberaufsicht über die Schützengesellschaft und erließ oder bestätigte die Schützenordnung. Bei der Wahl der Offiziere behielt der Rat sich das Mitbestimmungsrecht vor. Offiziere waren oftmals städtische Beamte beziehungsweise Angestellte.

Nach Statuten von 1729 musste jeder Ratsherr zuerst Mitglied der „alten Schützen“ werden. Der Rat überwachte auch die Auswahl der Schützen aus der Bürgerschaft. Schütze sein war eine Ehre. Nur untadelige Männer, die anderen ein Vorbild sein konnten, wurden zugelassen.

Zusammengefasst waren die Schützen eine Kerntruppe zur militärischen Verteidigung der Heimat, ein Instrument der Stadtverwaltungen und der Landesherren zur Wahrung von Recht und Ordnung und vielseitiger Diener des Gemeindewohls.

Erst bei Beginn des 19. Jahrhunderts haben sie im Zuge der Neuordnung des gesamten öffentlichen Lebens diese Rolle nach und nach verloren. Seitdem stehen in ihren „Ordnungen“ nicht mehr die Aufgaben des praktischen allgemeinen Heimatschutzes im Vordergrund, sondern „Eintracht und Gemeinsinn,  Bürgertreue und Heimatliebe“ als Ideale. Dennoch genossen die Schützenvereinigungen nach wie vor höchster Wertschätzung.

Schon in früher Zeit ergab sich auf ganz natürliche Weise eine Trennung von alten und jungen Schützen. Die vom Rate vorgeschriebene feste Anzahl von Mitgliedern wurde konstant gehalten. Die beim Ausscheiden der Alten entstehenden Lücken wurden sogleich wieder von ausgebildeten jungen Leuten gefüllt. Man verfügte über eine Reserve junger Burschen, die an sonntäglichen Waffenübungen teilnahmen.

Die ältesten Nachrichten über eine Trennung von alten und jungen Schützen stammen aus der Zeit, als bei der Bürgerwehr die Büchse und das Feuerrohr die alte Armbrust immer mehr verdrängten. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts schied sie als Kriegswaffe aus, wenn sie auch beim Schießsport und Schützenfest nach wie vor in Ehren gehalten wurde. Die Jungmannen entschieden sich am schnellsten für die moderne Waffe. So treten uns die Alten oder Armbrüstschützen als die „olden Schütten“ oder die Jungen als „Bussenschütten“ entgegen.

Als Kleinod haben die Alten den üblichen silbernen Vogel, die Jungen ein Feuerrohr an ihrer Kette. Erst später wurden beide Bruderschaften vereinigt und ihre Ketten zusammengefügt. In Burgsteinfurt wurden die olden und jungen Schütten 1539 noch benannt. Mitglied der „alten Schützen“ konnte nur werden, wer vorher den jungen angehört hatte. Auch auf dem Lande feierten die „Söhne und Junggesellen“ ihr eigenes Schützenfest (In Borghorst mit 1601). Die Entstehung der „Allgemeinen Bürgerschützenvereine“ um 1825 haben die Zusammenfassung herbeigeführt.